Anlässlich des 50jährigen Orgel-Jubiläums schrieb Rudolf Katzl in der "Hallertauer Zeitung" (12.3.2011):
Die Orgel in der Erlöserkirche wurde im Jahre 1961, also vor 50 Jahren, von der Firma E. F. Walcker & Cie. aus Ludwigsburg bei Stuttgart eingebaut, die auf eine lange Familientradition zurückblicken kann. Am Nachmittag des Festes Christi Himmelfahrt, 11. Mai 1961, fand im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes die Weihe der „Königin der Instrumente" und eine glanzvolle kirchenmusikalische Feierstunde statt. Eberhard Friedrich Walcker (1794-1872) war ein deutscher Orgelbauer und wie sein Sohn Oskar Hof-Orgelbaumeister unter König Wilhelm II. von Baden-Württemberg und Lieferant des Vatikans. Die auf ihn zurückgehende Orgelbaufirma gehörte zeitweilig zu den größten und renommiertesten weltweit. Eberhard Friedrich Walcker gilt als der bedeutendste deutsche Orgelbauer des 19. Jahrhunderts. Er erlangte Ansehen durch verschiedene technische und klangliche Verbesserungen, insbesondere durch die Vervollkommnung der Kegellade.
Internationale Beachtung
Nach der Ausbildung in der Orgelbauwerkstatt seines Vaters Johann Eberhard Walker gründete er im Jahre 1821 in Ludwigsburg seine eigene Werkstatt, ab dem Jahre 1854 unter dem Namen E. F. Walcker & Cie. Sein erstes bedeutendes Werk war die im Jahre 1833 vollendete Orgel in der Frankfurter Paulskirche, Opus 9, die international Beachtung fand. Zu Walckers Epoche machenden Innovationen im Orgelbau gehören die Perfektionierung und Verbreitung der Kegellade, eine für die deutsche Orgelromantik Stil bildende Dispositionsweise sowie die von Abbé Vogler inspirierte konsequente Ausnutzung der Teiltöne. Walcker gelang der Bau des ersten offenen 32'-Registers, das konstruktionsbedingt klanglich einschließlich der tiefen Töne befriedigend ausfiel. Auch ist ihm die Einführung des Jalousienschwellers in Deutschland zu verdanken. Er über-nahm diese Einrichtung dank der Vermittlung durch Vogler aus England und Frankreich. „Orgeln sind Wunderbaue, Tempel von Gottes Hauch beseelt, Nach-Klänge des Schöpferliedes" (Johann Gottfried Herder).
Disposition der Orgel
Seit dem Bau der evangelischen Erlöserkirche im Jahre 1956 äußerten die Gemeindeglieder wiederholt den Wunsch, im neuen Gotteshaus möge bald eine neue Orgel erklingen. Nach fünf Jahren wurde schließlich ihr Anliegen erhört, nachdem Pfarrer Hans Joachim Pauli und der Kirchenvorstand unermüdlich tätig waren, die Finanzierung des Werkes zu sichern, dessen Kosten sich auf 16 000 Mark beliefen. Nach der Aufstellung der Orgel im Frühjahr 1961 erfolgte die offizielle Abnahme durch Landeskirchenmusikdirektor Professor Friedrich Högner aus München, der in seinem Gutachten das Werk für sehr gut befand. Bei der Orgel in der Erlöserkirche handelt es sich um eine Schleiflade mit mechanischer Traktur, die den Gegebenheiten des Kirchenraumes angepasst wurde. Die 508 Pfeifen bestehen aus Zinn, Kupfer, Eichen- und Fichtenholz. Die längste Pfeife aus Holz ist über 2,50 Meter lang. Das elektrische Schleudergebläse sorgt für die nötige Luftzufuhr. Die Orgel hat folgende acht Register, die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind:
I. Manual: C-g''':
- 1. Holzgedackt 8',
- 2. Prinzipal 4',
- 3. Mixtur 2-3fach;
II. Manual: C-g''':
- 4. Quintadena 8',
- 5. Nachthorn 4',
- 6. Schwiegel 2'; Pedal: C-f':
- 7. Choralbass 4',
- 8. Subbass 16;
Spielhilfen:
- Manualkoppel II/I,
- Pedalkoppel I,
- Pedalkoppel II.
Orgelweihe und Feierstunde
Am Fest Christi Himmelfahrt fand ein festlicher Gottesdienst mit Orgelweihe statt, an dem zahlreiche Gemeindeglieder teilnahmen. Dekan Christoph Simon aus Ingolstadt betonte in seiner Festpredigt, dass die Orgelmusik ein wesentlicher Bestandteil in der Liturgie der Kirche und im Ablauf des Kirchenjahres sei. „Wie die vielen Pfeifen sich in einem Klang vereinen, so lass uns als Glieder deiner Kirche in gegenseitiger Liebe verbunden sein, damit wir einst mit allen Engeln und Heiligen in den ewigen Lobgesang deiner Herrlichkeit einstimmen dürfen." Nachdem der Geistliche die Orgel ihrer Bestimmung übergeben hatte, ließ sie Bezirkskantor Erich Loy aus Ingolstadt zum ersten Mal öffentlich erklingen. Pfarrer Hans Joachim Pauli machte in seinen Begrüßungsworten deutlich, dass die Orgel mit Recht die „Königin der Instrumente" genannt werde. Gott habe den Menschen in der Musik ein wunderbares Geschenk gegeben. „Der Klang dieser Orgel wecke in uns die Freude, dass wir Kindes Gottes sind, er erinnere uns daran, dass sein Wort Frohe Botschaft ist, und er stärke in uns die Hoffnung auf die unvergängliche Freude." Die kirchenmusikalische Feierstunde am Nachmittag, die 17 Programmpunkte umfasste, wurde von folgenden Mitwirkenden gestaltet: An der Orgel: Bezirkskantor und Organist Erich Loy; Sopran Anneliese Stein, Bariton Rudolf Schmelzl, Violinen Gertrud Dechent, Dr. Karl Pöschl, Anton Skoula und Adolf Kneifel, Viola Franz Obermayer, Violoncello Hermann Forster sowie der Kirchenchor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde unter der Gesamtleitung von Gertrud Dechent.